Kommunikation von Mensch zu Mensch

Journalismus

Typisch Theo: Die Schiedsrichter-Affäre ist dem DFB entglitten

»Bis später«

Der DFB feiert seine Schiedrichteraffäre. Der Exschiedsrichtersprecher Manfred Amerell soll den jüngsten FIFA-Schiedrichter aller Zeiten, Michael Kempter, sexuell belästigt haben. Das behauptete zumindest Kempter im Dezember und schüttete sein Herz beim Schiedrichterboß Volker Roth aus. Irgendwie gelangte die Nachricht dann im Januar zum DFB-Präsidenten Theo Zwanziger, nicht aber bei dem für das Schiedsrichterwesen zuständigen DFB-Vizepräsidenten Rainer Koch. Am 11.Februar berichtete die Frankfurter Rundschau in einem Zweizeiler »Vorwürfe gegen Amerell«. Daraufhin brach der sogenannte Schiedsrichterskandal aus. Zwanziger versuchte wie schon im Fall Hoyzer (als um die Wettmafia und manipulierte Spiele ging), die Kommunika­tionsherrschaft an sich zu reißen und schickte Amerell in den Ruhestand. Koch trat beleidigt zurück. Roth war sauer. Amerell durfte nicht einmal die Akten mit den Vorwürfen gegen sich einsehen. Statt dessen legte der DFB nach, richtete Amerell via Bild-Zeitung aus, es gebe noch vier weitere Nachwuchsschiedsrichter, die Amerell vorwerfen würden, er hätte sie ebenfalls belästigt. Kempter gab eine geheime Pressekonferenz vor handverlesenen Medienvertretern und betonte, er sei nicht homo­sexuell. Amerell verlangte vor dem Landgericht München Akteneinsicht, einigte sich aber mit dem DFB außergerichtlich– er darf jetzt die Namen der ihn belastenden Schiedsichter erfahren.

Inzwischen gehen Amerell und sein Anwalt Jürgen Langer, in dessen Kanzlei letzte Woche angeblich erfolglos eingebrochen wurde, in die Medienoffensive. In der Sat.1-Talkshow »Kerner« sprach Amerell über seine Bisexualität und verlas intime E-Mails von und an Michael Kempter. Dabei kamen noch andere Dinge heraus. So soll Kempter im April 2007 an Amerell geschrieben haben: »Hi mein Schatz, ... Bis später, freu mich aufs Bayernspiel. Hoffentlich fliegen sie gleich raus. Dann stoßen wir an!« An dem Tag verlor der FC Bayern sein Champions-League-Viertelfinale gegen den AC Mailand mit 0: 2. Unglaubliche Geschichten möchte man meinen, was hat das mit Fußball zu tun?

Es geht um die Institutionen, also um die Führung des DFB. In der Sat.1-Sendung spielte Amerell auf die Zwanziger-Weinreich-Affäre an. Der Sportjournalist Jens Weinreich hatte 2008 im Zuge des Streits um die kostbaren TV-Rechte in seinem Blog Zwanziger als »unglaublichen Demagogen« bezeichnet, was Zwanzigers Anwalt als »schwere Persönlichkeitsverletzung« ansah. Zwanzigers Konflikstrategie sah so aus: »Wenn sie die Kommunikationsherrschaft nicht haben, sind sie immer Verlierer.« Anschließend sah sich Weinreich einer beispiellosen Kampagne des DFB ausgesetzt, wobei Zwanziger aber immer wieder Weinreich vor Gericht unterlag.

Danach kam die böse Geschichte mit der Vertragsverlängerung von Bundestrainer Joachim Löw. Kurz vor Weihnachten verkündete Zwanziger – natürlich in Bild –, der Vertrag mit Löw sei quasi per Handschlag verlängert. Später dann kam es zum Showdown bei der wirklichen Vertragverhandlung im Februar 2010 in der DFB-Zentrale. Löw, Bierhoff und Co. wurden vorab via Bild als böse und gierige Menschen diffamiert. Wie die Vertragsunterlagen die Bild-Zeitung erreichen konnten, das konnten Zwanziger und seine rechte, rechte Hand, DFB Generalsekretär Wolfgang Niersbach, nicht genau klären, man vermutete einen Maulwurf in der Kommadozentrale.

Am selben Tag brach der Schiedrichterskandal aus wie ein Krieg. Diesen Krieg wollte Zwanziger schnell gewinnen und scheuchte erst einmal Amerell aus dem Amt und machte den Schiedrichter Kempter und vier seiner ungenannten Kollegen zu Kronzeugen gegen Amerell. Das Resultat ist verheerend. Wie schon im Fall Weinreich drohte Zwanziger mit Rücktritt und Bild forderte präventiv: Ein DFB-Boß darf nicht über einen Sexskandal stolpern.

Inzwischen hat Zwanziger das Projekt Kommunikationsherrschaft aufgegeben. Er will sich heute öffentlich äußern. Vermutlich muß Oberschiedrichter Roth zurücktreten und für Herbert Fandel Platz machen. Laut Medienberichten soll Generalsekretär Niersbach bereits Franz Beckenbauer als neuen DFB-Chef ins Spiel gebracht haben. Am Dienstag reichten Amerells Anwälte wie angekündigt Strafanzeige gegen Kempter und drei weitere Schiedsrichter ein. Die FIFA entschied, daß Kempter bis auf weiteres keine Länderspiele mehr pfeifen darf.

Die Kritik an Zwaniger und Niersbach wird inzwischen immer lauter. »Der DFB hat sich in dieser Angelegenheit überschätzt. Ich finde, man ist da zu sehr vorgeprescht. Man hätte grundsätzlich klären müssen, ob Amerell sein Amt tatsächlich mißbraucht hat«, sagte der Geschäftsführer von Werder Bremen, Klaus Allofs. Nürnbergs Manager Martin Bader sieht beim DFB »nicht das beste Krisenmanagement«. Aus der Politik meldete sich die Vorsitzendes des Sportausschusses im Bundestag, Dagmar Freitag. »Ich glaube, daß es dem Fußball nicht gut tut, wie die ganze Diskussion geführt wird«.

Davon unabhängig hat Manfred Amerell den DFB-Präsidenten am Mittwoch in einem Interview der Günstlingswirtschaft beschuldigt. Dabei soll ein Schiedrichter aus Zwanzigers Heimatort in die Bundesliga gehievt worden sein, obwohl es bessere Bewerber auf der internen Rangliste gegeben haben soll. Der DFB kündigt daraufhin eine Anzeige wegen übler Nachrede und Verleumdung an.

Nur Theo Zwanziger tut so, als wäre noch alles in Ordnung. Zwischen ihn und Wolfgang Niersbach »paßt kein Blatt Papier«, sagte er der Frankfurter Rundschau.

Andreas Geil in der Jungen Welt am 12.03.2010


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Andreas Geil - PR-Berater, Journalist, Pressesprecher, Online-Marketing-Manager IHK

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